Einzigartiger Aufbau: Weder V- noch Reihenmotor
Das neue Aggregat unterscheidet sich deutlich von klassischen Motorbauformen. Die Konfiguration folgt einem „Square“-Prinzip: Drei Zylinder sind vorne in einer Reihe angeordnet, die beiden restlichen befinden sich leicht versetzt dahinter. Dieses Layout ähnelt dem Konzept der bekannten VR-Motoren aus dem Automobilbereich, beispielsweise dem VR6 oder VR5 von Volkswagen. Im Unterschied zu „Square-Four“-Konstruktionen wie beim Suzuki RG 500 mit zwei Kurbelwellen setzt MV Agusta auf eine einzige Kurbelwelle, was sowohl die Bauweise vereinfacht als auch das Gewicht verringert. Die Auslässe sind ebenfalls neu angeordnet: Drei befinden sich vorne, zwei hinten. Dadurch sollen thermische Problemzonen vermieden werden, wie sie bei anderen VR-Motoren mitunter auftreten.
Technik im Detail: Drei Nockenwellen und elektrische Nebenaggregate
Auffällig am neuen “VR5”-Motor ist der Ventiltrieb mit drei Nockenwellen. Die mittlere Nockenwelle steuert laut Beschreibung die Einlassventile, während die beiden äußeren die Auslassventile bedienen – oder umgekehrt, abhängig von der Auslegung. Noch offen ist, ob MV Agusta Schlepphebel oder Tassenstößel verwendet. Sicher ist aber, dass dieses System eine kompakte Bauweise mit hoher Ventilpräzision verbinden soll.
Eine weitere technische Neuerung ist der elektrische Antrieb der Nebenaggregate wie Wasser- und Ölpumpe. Das Konzept soll die innere Reibung des Motors verringern und somit die Effizienz steigern. Diese Maßnahme wurde im Motorradbau bislang nur selten umgesetzt, ist bei Pkw-Herstellern jedoch bereits bekannt. Eine Hybrid- oder Mildhybrid-Lösung ist laut Angaben nicht vorgesehen. Der VR5 bleibt damit ein reiner Verbrennungsmotor.
Plattform für die Zukunft: Flexibles Konzept für verschiedene Modelle
Der neue VR5-Motor ist als skalierbare Plattform für verschiedene Modelle der Marke konzipiert. Er soll nicht die bestehenden Drei- und Vierzylinder-Motoren ersetzen, sondern neue Einsatzmöglichkeiten eröffnen. Der Hubraum lässt sich für MV Agusta zwischen 800 und 1.100 cm³ variieren, wodurch der Motor sowohl in sportlichen Naked Bikes als auch in Supersportlern Verwendung finden kann.
Technische Daten (bisher bekannt)
- Zylinderzahl: 5
- Bauart: „Square“-Motor mit versetzter Zylinderanordnung nach VR-Prinzip
- Kurbelwelle: 1
- Nockenwellen: 3
- Hubraum: 800–1.100 cm³ (skalierbar)
- Leistung: bis über 240 PS (176,5 kW)
- Drehmoment: bis ca. 130 Nm
- Elektrische Nebenaggregate (z. B. Wasserpumpe, Ölpumpe)
- Plattform für verschiedene Modelle, keine Ablösung bestehender 3- oder 4-Zylinder
- Zielmodelle: sportliche Naked Bikes und Supersportler
- Erwartete Markteinführung: voraussichtlich in 2 bis 3 Jahren (laut EICMA-Präsentation 2025)
- Besonderheiten: kompakte Bauweise, elektrische Nebenaggregate, drei Nockenwellen, Effizienz durch reduzierte Reibung
Bedeutung für MV Agusta
Mit dem neuen VR5 verfolgt MV Agusta eine technische Neuausrichtung. Die Marke plant, sich mit dieser Plattform breiter aufzustellen und neue Märkte zu erschließen. Der Schritt könnte MV Agusta in direkte Konkurrenz zu Ducati, Aprilia und BMW bringen – allerdings mit einer eigenen, bislang einzigartigen Motorarchitektur.
Ausblick
Wann der neue VR5-Motor Cinque Cilindri erstmals in einem Serienmotorrad eingesetzt wird, ist noch offen. Die Präsentation auf der EICMA 2025 unterstreicht jedoch den Anspruch von MV Agusta, innovative Technik für die Zukunft des Motorradbaus zu entwickeln.

















