- Reihen-Vierzylinder im Cruiser-Segment
- Hinterreifen in 310er Breite
- Leergewicht rund 280 kg
Ein Cruiser mit Reihen-Vierzylinder, extrem breitem Hinterreifen und auffälliger Formgebung ist eine ungewöhnliche Kombination. Die LFC 700 setzt genau hier an und soll ein eigenständiges Fahrerlebnis bieten. Im Test zeigt das Modell einige Besonderheiten, bietet aber auch typische Cruiser-Eigenschaften.
Motor, Leistung und Charakter
Die LFC 700 wird von einem Reihen-Vierzylinder angetrieben, der aus 676 Kubikzentimetern Hubraum schöpft. Die getestete Euro-5-Variante leistet 77 PS (56,6 kW). Die neuere Euro-5+-Version soll 86 PS (63,3 kW) bei 10.300 U/min und 60 Nm (44,3 lb-ft) bei 8.600 U/min liefern. Die Mehrleistung dürfte dem Motorrad beim Beschleunigen und Überholen zugutekommen, auch wenn bereits die 77-PS-Version ausreichend Vortrieb bietet. Für spontane Überholmanöver ist jedoch oft ein Zurückschalten erforderlich.
Im Bereich zwischen 4.000 und 5.000 U/min kam es vereinzelt zu kurzen Verschluckern. Laut Hersteller soll dieses Verhalten bei der Euro-5+-Version behoben worden sein.
Design und Aerodynamik
Optisch setzt die LFC 700 klar auf Eigenständigkeit. Der Vorderbau wirkt massiv, der auffällige Lufteinlass an der Front ist funktional und soll die Ansaugleistung unterstützen. Der Scheinwerfer sitzt darunter, flankiert von Tagfahrleuchten, die gleichzeitig als Blinker dienen und beim Signal auf Gelb wechseln.
Der Rahmen und die Schwinge bestehen aus Aluminium und vermitteln einen hochwertigen Eindruck. Trotz der mächtigen Erscheinung ist das Motorrad sauber verarbeitet, Kabel und Leitungen sind weitgehend unsichtbar verlegt.
Der Hinterreifen in der Größe 310/35-18 ist das markanteste Element des Motorrads. Er ist der breitesten Reifen, die serienmäßig an einem Motorrad verbaut wird. Ob er funktional notwendig ist, bleibt fraglich, aber er sorgt unweigerlich für Aufmerksamkeit. Vorn kommt ein 130/70-19 Reifen zum Einsatz. Die Bodenfreiheit liegt bei 160 Millimetern.

Bremsen und Fahrwerk
Gebremst wird vorn mit Brembo-Vierkolben-Radialzangen und 320-Millimeter-Doppelscheiben. Hinten arbeitet ein Zweikolben-Sattel mit 260-Millimeter-Scheibe. Stahlflexleitungen gehören zur Serienausstattung.
Das Fahrwerk stammt von Kayaba. Die Upside-Down-Gabel bietet 100 Millimeter Federweg, das hintere Federbein lediglich 35 Millimeter. Auf schlechten Straßen ist das deutlich spürbar. Insgesamt soll das Fahrwerk ein neutrales Handling ermöglichen. Trotz des langen Radstands von 1.720 Millimetern lässt sich die LFC 700 problemlos in Kurven dirigieren.
Mit ihrem fahrfertigen Gewicht von 287 Kilogramm (633 lbs) bewegt sich die Maschine im schweren Cruiser-Segment. Die Handlichkeit bleibt dennoch erhalten, sofern man die eingeschränkte Schräglagenfreiheit berücksichtigt. Fußrasten schleifen relativ früh, was das Kurvenverhalten limitiert.
Ergonomie und Bedienung
Die Sitzposition entspricht der Cruiser-Typologie: Die Fußrasten liegen weit vorne, erfordern Eingewöhnung und können anfangs zu Suchbewegungen beim Anfahren führen, solange man nicht gewohnt ist Cruiser zu fahren. Die Schalter bestehen aus Kunststoff, sind hintergrundbeleuchtet und funktional. Ride-by-Wire gibt es nicht, das Gas wird über Bowdenzüge übertragen.
Assistenzsysteme umfassen das vorgeschriebene ABS, eine Traktionskontrolle sowie eine Anti-Hopping-Kupplung. Verschiedene Fahrmodi stehen nicht zur Verfügung. Eine USB-Buchse befindet sich seitlich am Fahrzeug, der Zündschlüssel wird ebenfalls seitlich eingesteckt. Das Lenkschloss befindet sich separat im vorderen Bereich.
Das 5-Zoll-TFT zeigt alle wichtigen Informationen, allerdings fehlt eine Kühlwassertemperaturanzeige. Der Lüfter läuft nach dem Abstellen häufig nach, was im Test insbesondere an hohen Außentemperaturen lag.

Fahrverhalten und Alltag
Trotz der ungewöhnlichen Geometrie lässt sich die LFC 700 neutral fahren. Selbst in engen Kreisverkehren bleibt das Motorrad berechenbar, auch wenn die geringe Schräglagenfreiheit zu vorsichtigem Tempo zwingt. Über den breiten Lenker lässt sich die Maschine stabilisieren, was das Fahrgefühl im Alltag erleichtert.
Im Test zeigte sich, dass sich der breite Hinterreifen zunächst mit einer eingefahrenen Kante bemerkbar machte. Nach etwas Fahrzeit war dies ausgeglichen und das Handling wurde harmonischer.
Stauraum gibt es unter der Sitzbank nicht, die großzügige Optik täuscht in diesem Punkt.
Performance und Messwerte
Die gemessene Höchstgeschwindigkeit lag bei rund 183 km/h, während der Hersteller 160 km/h angibt. Der Sprint von null auf 100 km/h wurde mit 6,08 Sekunden gemessen. Der Bremsweg aus 100 km/h betrug rund 63 Meter, die Verzögerungszeit etwa 4,6 Sekunden. Für den Test wurde nur die Vorderradbremse genutzt, bei zusätzlicher Verwendung der Hinterradbremse, was bei so einem Cruiser durchaus Sinn macht, sollte das Ergebnis deutlich unterschritten werden können. Das Standgeräusch beträgt 81 dB(A).

Preis und Fazit
Die LFC 700 kostet rund 11.000 bis 11.500 Euro, umgerechnet etwa 12.100 bis 12.650 US-Dollar. Damit bewegt sich der Cruiser im Mittelfeld seiner Klasse. Die gebotene Verarbeitung, die hochwertigen Komponenten und das eigenständige Design machen die Maschine zu einem Modell mit Charakter.
Der Cruiser ist weder auf maximale Schräglagen noch auf höchste Performance ausgelegt. Er bietet jedoch ein außergewöhnliches Erscheinungsbild und ein neutrales, überraschend zugängliches Fahrverhalten. Wer ein Motorrad abseits des Mainstreams sucht und mit den typischen Cruiser-Einschränkungen leben kann, erhält ein auffälliges und technisch solides Modell.
Letzte Aktualisierung am 12.11.2025 / *Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API
