- Insolvenz in Eigenverwaltung seit 18. November 2025
- Rund 700 Mitarbeiter in Deutschland, Löhne bis Januar 2026 abgesichert
- Filialen in Deutschland weiterhin geöffnet, Österreich und Schweiz nicht betroffen
Erneutes Insolvenzverfahren unter Eigenverwaltung
Polo Motorrad hat beim Amtsgericht Mönchengladbach ein Eigenverwaltungsverfahren beantragt. Das Unternehmen will sich damit unter insolvenzrechtlichem Schutz neu aufstellen. Der operative Geschäftsbetrieb am Hauptstandort in Jüchen sowie in allen Filialen läuft regulär weiter. Nach Angaben aus Unternehmenskreisen sollen die Löhne und Gehälter der rund 700 Mitarbeiter über das Insolvenzgeld bis einschließlich Januar 2026 abgesichert sein.
Gründe für die finanzielle Schieflage
Als Hauptursache nennt Polo die angespannte gesamtwirtschaftliche Lage. Trotz positiver Umsatzentwicklung im Jahr 2025 belastet die branchenweite Zurückhaltung beim Kauf von Zubehör und Fahrerausstattung die Liquidität. Die gesamte Motorradbranche verzeichnet im laufenden Jahr einen deutlichen Rückgang der Neuzulassungen um rund ein Viertel, was etwa 50.000 Fahrzeuge weniger als im Vorjahr bedeutet. Dadurch bleibt auch die Nachfrage nach Bekleidung und Technik auf einem niedrigeren Niveau.
Auswirkungen auf Filialnetz und Belegschaft
Filialen in Deutschland, darunter die Standorte in Hannover, Braunschweig, Osnabrück und Oldenburg, sollen zunächst unverändert weiter geöffnet bleiben. Der Geschäftsbetrieb soll stabil gehalten werden, um Vertrauen von Kunden und Lieferanten nicht zu verlieren. Für eine erfolgreiche Fortführung seien nach Angaben betriebsnaher Quellen jedoch Investoren oder ein tragfähiger Restrukturierungsplan erforderlich.
Die Standorte in Österreich und der Schweiz sind von der aktuellen Insolvenz nicht betroffen und sollen regulär weiterarbeiten.
Hintergrund: Zweite Insolvenz in 14 Jahren
Polo blickt auf eine lange Unternehmensgeschichte zurück. 1980 ursprünglich als kleiner Versandhandel gegründet, entwickelte sich das Unternehmen bereits Mitte der 1980er Jahre zu einem Vollsortimentanbieter im Motorradbereich. In den Folgejahren wuchs Polo stark, eröffnete zahlreiche Filialen und verlegte mehrfach die Zentrale, zuletzt 2008 nach Jüchen.
Bereits 2011 musste Polo erstmals Insolvenz anmelden. Eine Restrukturierung durch mehrere Investoren ermöglichte damals die Fortführung des Unternehmens, gefolgt von einer Expansion nach Österreich und der Stärkung des Onlinehandels. Wie das aktuelle Verfahren ausgeht, bleibt offen. Das Unternehmen befindet sich erneut in einer schwierigen Ausgangslage, die stark von der schwachen Marktentwicklung im Motorradsektor beeinflusst wird.
Wie es weitergehen könnte
Ob Polo Motorrad den Geschäftsbetrieb in seiner bisherigen Form fortsetzen kann, hängt entscheidend von den Ergebnissen des Sanierungsprozesses ab. Für eine dauerhafte Lösung müssten finanzielle Mittel gesichert und ein belastbares Konzept vorgelegt werden. Zudem spielt die Stabilität des laufenden Betriebs eine wichtige Rolle, um Vertrauen bei Gläubigern, Lieferanten und Vermietern zu bewahren.


