Laut Babu Rengarajan, Senior Vice President der TVS-Forschung und Entwicklung, liegt ein Schwerpunkt auf einer breiteren Produktpalette für Europa, insbesondere für Märkte wie Italien, Spanien, Frankreich und Deutschland. Rengarajan betont, dass in den kommenden Jahren weitere Modelle folgen sollen, um das Angebot auszubauen.
Vom indischen Traditionsunternehmen zum globalen Hersteller
Obwohl TVS erst seit 1979 motorisierte Zweiräder produziert, reicht die Firmengeschichte bis ins Jahr 1911 zurück. Heute zählt das Unternehmen zu den größten Motorradherstellern der Welt und verfügt nach eigenen Angaben über eine Produktionskapazität von 4,95 Millionen Einheiten pro Jahr. Damit ist TVS aktuell der viertgrößte Motorradhersteller weltweit. Die Apache-Baureihe wird bereits in 75 Ländern angeboten, während der elektrische IQube-Roller rund 4,5 Millionen Mal verkauft wurde.
TVS setzt stark auf Eigenentwicklung: Motoren werden im eigenen Haus konzipiert und produziert. Das Unternehmen investiert zudem kontinuierlich in die Elektromobilität und will diesen Bereich weiter ausbauen.
TVS und Norton: Zusammenarbeit und Know-how-Transfer
TVS hat bislang noch keine eigene Markenpräsenz im Vereinigten Königreich aufgebaut, ist dort jedoch als Produktionspartner der BMW G310-Baureihe bekannt. Das Unternehmen arbeitet zudem am neuen 450er-Twin-Plattform von BMW, die ab 2026 als F450GS auf den Markt kommen soll.
Ein bedeutender Schritt war die Übernahme der britischen Traditionsmarke Norton Motorcycles im April 2020. Die Akquisition erfolgte für 16 Millionen Pfund (ca. 18,7 Millionen Euro bzw. 20 Millionen US-Dollar), gefolgt von weiteren Investitionen in Höhe von insgesamt 200 Millionen Pfund (rund 234 Millionen Euro bzw. 250 Millionen US-Dollar) für ein neues Werk in Solihull sowie die Entwicklung neuer Modelle.
Die technische Entwicklung erfolgt dabei in enger Zusammenarbeit: Neben einem eigenen R&D-Team in Großbritannien arbeiten Spezialisten aus Indien und dem TVS-Stammwerk an neuen Norton-Modellen. Laut Unternehmensangaben sind aktuell sechs neue Motorräder über drei Motorenplattformen hinweg geplant, darunter eine komplett neue V4-Supersportmaschine, die auf der EICMA in Mailand vorgestellt werden soll. Alle neuen Modelle sollen die aktuellen Euro5+-Normen erfüllen.
Herausforderungen: Europäische Standards und Nachhaltigkeit
Die Entwicklung großvolumiger Motorräder stellt das TVS-Entwicklungsteam vor neue Herausforderungen – insbesondere im Hinblick auf die immer strengeren europäischen Emissions- und Materialvorgaben. Diese erschweren nicht nur die technische Umsetzung, sondern wirken sich auch auf die Produktionskosten aus. Ziel sei es dennoch, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Performance, Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit zu erreichen.
Rengarajan betont, dass der Wissenstransfer im Konzern eine entscheidende Rolle spielt: Die Entwicklungserfahrung aus dem Bau großvolumiger Motorräder fließt auch in andere Bereiche von TVS ein. Im gesamten Konzern werde eng zusammengearbeitet, um globale Synergien zu nutzen.
Motorsport als Innovationsmotor
Seit der Entwicklung des ersten motorisierten Zweirads im Jahr 1979 engagiert sich TVS auch im Motorsport. Bereits 1982 wurde Indiens erstes werkseitig unterstütztes Rennteam gegründet. Die daraus resultierenden Erkenntnisse fließen direkt in die Weiterentwicklung der Serienfahrzeuge ein.
Im Motorsport liegt der Fokus nicht nur auf der Leistungssteigerung, sondern vor allem auf Zuverlässigkeit und schnellen Entwicklungszyklen. Der Rennsport hat laut Rengarajan die Innovationskultur bei TVS nachhaltig geprägt. In Asien tritt die Marke zudem mit einer eigenen Einheitsmeisterschaft im Rahmen der Asia Road Racing Championship an, bei der internationale Fahrer auf speziell präparierten Apache-310-Maschinen starten.
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